Hakim von der Theatergruppe Karoon

Hakim

Hakim ist mein Name, ich komme aus dem Al-Ahwaz. Vielleicht fragen Sie sich, was das Al-Ahwaz ist? Das ist ein Land, das vom Iran besetzt wurde, es liegt zwischen dem Irak, dem Iran und dem Golf. Ich bin jetzt seit vier Jahren in Deutschland und ich arbeite als Berater für Ausbildung bei der ASM (Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Migranten). Und ich betreue – nein, das will ich so nicht sagen, ich helfe Freunden. Wir haben einen kleinen Verein und zwei Gruppen gegründet, eine Musikgruppe und eine Theatergruppe. Warum mache ich das? Weil ich selber immer noch Flüchtling bin, so steht es auch in meinem Pass.

Um mit Menschen Kontakt zu haben, musste ich Deutsch lernen, als ich hier ankam, das war der einzige Weg. Bevor ich Deutsch gelernt habe, hatte ich hier sehr wenig Kontakt, das ging einfach nicht. Und genau so geht es anderen Flüchtlingen auch. Ich wollte aber etwas mit dieser Lücke machen, die es nun einmal gibt, bevor man eine neue Sprache kann. Ich selbst kann Farsi, Arabisch und Afghanisch sprechen. Meine Muttersprache ist Arabisch, aber wir mussten dort alle Farsi lernen. Ich habe ich mich gefragt, was können denn die Flüchtlinge überhaupt machen, die noch kein Deutsch können? Der eine sagte: Musik. Der andere sagte: Theater.

Karoon TheaterspielerWir machen das jetzt seit ein paar Monaten, in der Theatergruppe sind auch Menschen aus anderen Ländern, Eritrea, Afghanistan, Iran, Irak und auch aus Deutschland. Man muss doch aktiv sein, ich selber kann überhaupt nicht ohne Aktivität sein. Wir wurden zwar von unseren Ländern rausgeschmissen, aber manche von uns haben studiert, manche haben berufliche Erfahrungen. Wir müssen hier mit einfachen Sachen wieder anfangen, um weiter etwas zu tun. Und dabei dann etwas lernen. Vielleicht kommt irgendwann ein weiterer Deutschkurs, ein Integrationskurs, aber man kann bis dahin doch auch schon etwas lernen. Einfache Sachen eben. Ich hatte vorher gar nichts mit Musik oder Theater zu tun, ich war Professor für Agrarwissenschaft. Das werde ich hier so leicht nicht wieder werden können, mein Deutsch ist dafür auch nicht gut genug [Anmerkung MB: Hakim spricht druckreif].

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Ich habe hier Leute kennengelernt, die ihre Probleme irgendwie zeigen wollten, aber sie konnten das nicht. Daher hatten wir die Idee, Theater zu spielen. Ohne Sprache. Lachen können alle Menschen, das geht immer. Wir haben dann einfach angefangen, zum Beispiel mit Szenen, wie man sich auf Deutsch vorstellt. Viele Flüchtlinge möchten gerne etwas mitteilen, können aber nicht. Und da wollten wir etwas tun.

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Die Leute aus meiner Heimat haben es besonders schwer mit den Sprachkursen, weil viele kein Arabisch gelernt haben und auch kein Farsi, nur einen Dialekt. Es sind mehr als hundert Familien aus meiner Heimat hier in Hamburg, und wir versuchen, die Leute von uns, die schon etwas geschafft haben, erklären zu lassen, wie das ging. Besonders den Jugendlichen. Da sind auch Menschen dabei, die schon in der Bildung gearbeitet haben, Lehrer und so weiter.

In unserem Theaterstück geht es also um einen Deutschkurs. Wir haben für die Proben Unterstützung von “Sankt Georg hilft” bekommen, da wurden die Fahrkarten bezahlt, damit die Darsteller zu den Proben fahren konnten. Wir wollen mit dem Stück zeigen, welche Gründe es gibt, warum Deutschkurse manchmal nicht so funktionieren, warum einige von uns nicht gut und nicht schnell lernen können.

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Es gibt aber erst einmal nur eine Aufführung, wir sind eine Gruppe ohne Erfahrung. Wie gesagt, wir wollten einfach nur etwas machen. Aber wir hoffen, dass wir z.B. an Schulen auftreten können.

(Wenn sich jemand für Aufführungen interessiert – bitte einfach per Mail bei uns melden, Adresse siehe Impressum, wir leiten weiter. Außerdem ist die Truppe auf der Suche nach einem Proberaum – wer etwas weiß oder hat, gerne auch melden.)

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